Projektbeispiel Eingriffs- und Ausgleichsplanung
Erläuterungstext zu den Pflanzmaßnahmen zum Ausgleich und Ersatz für den Neubau der Umgehungsstraße Mainz - Hechtsheim (B-Plan H 113 und H 105).
Gemäß des Landschaftspflegerischen Planungsbeitrages vom 26.Juni 1998 Büro L.A.U.B und vom 15.06.1994 Büro NATUR IM RAUM werden zur Vermeidung und Minimierung des Eingriffes, den der Bau der neuen Umgehungsstraße von Mainz-Hechtsheim darstellt, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen geplant und dargestellt. Beiliegende Pläne beinhalten drei unterschiedliche Maßnahmen:
1. Die Allee
Zum Ausgleich des Straßenneubaus werden beidseitig der neuen Umgehungsstraße Alleebäume gepflanzt. Die Anlage einer Allee dient einerseits der Entwicklung und Pflege des Landschaftsbildes, was in einer ausgeräumten Agrarlandschaft besondere Bedeutung hat. Zudem wirkt die bandförmige Struktur verbindend zwischen dem Inneren einer Siedlung und dem Außen der freien Landschaft. Entlang der Rheinhessenstraße, der Verbindung vom Stadtinneren durch Hechtsheim nach Süden in die Landschaft, sind bereits Linden gepflanzt. Gestalterisch bietet es sich an, dieses Thema "Linden" auch hier konsequent weiterzuführen. Klimatisch ist das hohe und im Alter ausladende Laubdach der Bäume insofern wirksam, als sie die direkte Sonneneinstrahlung und damit Erhitzung der Straßenflächen verhindern. Die Verdunstung über das Laub erhöht die Luftfeuchtigkeit und senkt die Temperaturen, zudem verringern die Bäume die Windgeschwindigkeit. Laubdach und Schatten, duftende Blüten und gelbe Herbstfärbung erzeugen bei Menschen einen Wohlfühleffekt, der sich als Steigerung der Lebensqualität bezeichnen lässt.
2. Die Bankette
werden mit einer Regelsaatgutmischung mit Kräutern (RSM 7.2.1.) angesät. Hier besteht die Möglichkeit, soweit es für die Verkehrsicherheit erforderlich ist, bis zu drei Mal pro Jahr zu mähen. Die Grünflächen können aus klimatischen Gründen, da sie in einer Frischluftventilationsbahn liegen, nicht mit Sträuchern bepflanzt werden. Um dennoch eine möglichst hohe Artenvielfalt zu erreichen, werden sie mit einer Saatmischung von Wildpflanzen, die für alle Böden und Standorte geeignet ist, angesät und einmal jährlich gemäht. vom ästhetischen Standpunkt betrachtet, ist es attraktiver, an einer reichblühenden und -strukturierten Wiese vorbeizufahren als an einem eintönigen Grasstreifen.
3. Regenwasserversickerung
Da die Versiegelung durch den Straßenneubau sowohl zu erhöhter Verdunstung als auch der Zunahme des Wasserabflusses und damit zwangsläufig zu verminderter Grundwasserneubildung führt, ist es geboten, mit der Anlage von Versickerungsmulden und -becken, Niederschlagswasser möglichst an Ort und Stelle wieder dem Boden zuzuführen. Entlang der Straße werden deshalb Versickerungsmulden angelegt, die überschüssiges Wasser in Rückhaltebecken ableiten. Diese Mulden (parallel zur Straße) und die Regenrückhaltebecken (Blatt 1 und 4) werden mit einer Wildkräutermischung für Sandmagerrasen eingesät und extensiv nur einmal pro Jahr, frühestens nach dem 17. Juni, gemäht, um das Aussamen der Kräuter zu gewährleisten und eine möglichst hohe Artenvielfalt zu entwickeln. Die Versickerungsmulde an der Abzweigung von der Rheinhessenstraße wird, mit Bäumen die der HPNV entsprechen, einen neuen, inselartigen Lebensraum für Fauna und Flora entstehen lassen. Bei der Auswahl der Gehölze spielte die Größe eine entscheidende Rolle: sie sollen im Alter möglichst viel Raum mit ihrem Laubdach überdecken. Die etwas kleineren Acer campestre und Sorbus aria staffeln und differenzieren den Aufbau der Anlage. Der Verzicht auf strauchartige Unterpflanzung lässt die Anlage transparent und gewährt Auto- und Radfahrern Durchblick. Ebenso war der Blüh- und Farbaspekt als Auswahlkriterium wichtig: Prunus avium grüßt weiß im Frühjahr und leuchtet gelborange, Acer campestre sonnengelb im Herbst. Fraxinus ist ein imposanter Baumriese und wirkt doch leicht durch sein fiedriges Laub, Quercus ist, zumal als Gruppe gepflanzt, auch für den Laien erkennbar.
4. Die Streuobstwiese
Parallel zur neuen Umgehungsstraße wird zwischen Straßenabschnitt 55 und 70 (Blatt 4) als Ersatz für den Straßenneubau eine Streuobstwiese angelegt. Streuobstwiesen sind ein typisches Element der rheinhessischen Kulturlandschaft, die zudem noch immense ökologische Bedeutung durch ihre artenreiche Fauna erlangen. Um diese Artenvielfalt von Beginn an zu fördern, wird hier eine Blumenwiesenmischung eingesät, die einmal pro Jahr gemäht wird. Die Anlage einer Streuobstwiese hat hier den Vorrang vor einem Gehölz, da dieser Bereich in den Ventilationsbahnen der Frischluftzufuhr für Hechtsheim liegt. Durch das Pflanzen von Obstbäumen bleibt der Boden frei für die Ventilation und die Anlage in Reihen gewährleistet die Weiterleitung der Frischluft. Streuobstwiesen schaffen regional günstige klimatische Verhältnisse. Sauerstoffproduktion und Schattenwurf führen zu einem angenehmen Bestandklima, mit günstiger Wasserbilanz und positiven Auswirkungen auf benachbarte Flächen. Die ausgesuchten Arten und Sorten entsprechen der Empfehlung des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht für die Anlage von Streuobstwiesen. Unterschiedliche Blütezeiten bieten dem Betrachter attraktive jahreszeitliche Akzente.
5. Das Feldgehölz
Da die Maßnahmen vor Ort zum Ausgleich für den Straßenneubau nicht ausreichend sind, werden, als weiterer Ersatz für den Eingriff in der Gemarkung Ebersheim, E 59, Gewann am Trappensprung, Flurstücke 70/71 in landwirtschaftliche Entwicklungsflächen umgewandelt. Auf diesen beiden zusammenhängenden Flächen sollen vor allem einheimische Großbäume zur Entwicklung eines Gehölzbestandes beitragen, der der weitgehend ausgeräumten, intensiv genutzten Ackerlandschaft neue Strukturen hinzufügt. Sicher wäre die Anlage von Alleen parallel auch zu Feldwegen ein wirkungsvolleres Element zur Landschaftsgestaltung, aber dies erfordert einen anderen fachlichen, politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Landschaft. Auch die Anlage einer Streuobstwiese hätte sich an dieser Stelle angeboten, um an die Obstbautradition im Mainzer Raum und das dadurch geprägte, typische Landschaftsbild anzuknüpfen und zu pflegen. Jedoch bietet sich die Größe der zur Verfügung stehenden Fläche zwingend an, hier mit Großbäumen ein Feldgehölz anzulegen, das sich mit der Zeit zu einem kleinen Wäldchen entwickeln kann. Klimatisch gesehen könnte dann tatsächlich die Ausgangsbasis für die spätere Entwicklung eines Klimaschutzwaldes, wie im LBP gefordert, darstellen. Strukturell ist es in seiner Artenvielfalt eine Bereicherung der Landschaft. Die lockere Anordnung der unterschiedlichen Gehölzgrößen von Großbäumen, Kleinbäumen und Sträuchern soll einem blockartigen Erscheinungsbild, wie es vom Grundriss her vorgegeben ist, vorbeugen. Die von Bepflanzung freien Flächen werden mit einer Blumenwiesen - Kräutermischung angesät und einmal jährlich gemäht. Mit dem allmählichen Anwachsen der Bäume und zunehmender Schattenbildung wird sich die Artenzusammensetzung allmählich ändern und den Gegebenheiten anpassen. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Entwicklungs- und Unterhaltungspflege der Gehölze (Wässern, Freischneiden) ausreichend lange erfolgt - gegebenenfalls auch bis ins fünfte Jahr, um eine artgerechte Entwicklung zu gewährleisten. Aus diesem Grund werden auch Gehölze mit Ballen, wenn auch in der kleinsten Qualität vorgesehen.